Verbraucherschützer bemängeln, dass gerade der Finanzdienstleistungsmarkt aus Verbrauchersicht nicht richtig funktioniert. Sie kritisieren Fehlanreize im Vertrieb von Finanzprodukten. Diese resultieren daraus, dass Finanzberater in der Regel Provisionen für den Vertrieb von Finanzprodukten erhalten. Diese Provisionszahlungen wurden im Jahr 2013 in Großbritannien, den Niederlanden und Australien verboten.
Ziel der Studie war es, ein halbes Jahr vor dem Inkrafttreten dieser Verbote, die Gründe für diese weitreichenden regulatorischen Eingriffe zu verstehen und die voraussichtlichen Auswirkungen dieser Eingriffe auf die Finanzindustrie und die Verbraucherinnen und Verbraucher zu analysieren und Schlussfolgerungen abzuleiten.
Im Rahmen einer Fallstudie wurde sowohl die britische Retail Distribution Review (Grundlage für die Regulierung der Finanzindustrie in Bezug auf den Vertrieb von Anlageprodukten) als auch die Erfahrungen aus anderen EU- und Nicht-EU-Staaten analysiert. Darüber hinaus wurde die akademische Literatur zum Thema ausgewertet.
Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung sind in acht Thesen zusammengefasst:
- Der Markt für Finanzdienstleistungen funktioniert nicht. Dies hat erhebliche negative Auswirkungen für eine große Zahl von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Finanzdienstleistungsbranche sowie für die Wirtschaft insgesamt.
- Das provisionsbasierte Vertriebsmodell ist gescheitert. Es dient weder den Verbraucherinnen und Verbraucher noch der Industrie, da es einen Interessenkonflikt schafft, der für Verbraucherinnen und Verbrauchern nachteilig wirken kann.
- Ansätze, der Provisionsorientierung durch verschärfte Transparenzpflichten zu begegnen, funktionieren nicht.
- Ein Provisionsverbot transformiert die Finanzbranche, bietet neue Chancen und fördert den Wettbewerb für mehr Qualität.
- Potenzielle negative Auswirkungen für Verbraucherinnen und Verbraucher können ausgeglichen werden.
- Die Honorarberatung löst den in der provisionsbasierten Beratung angelegten Interessenkonflikt auf. Hohe professionelle Standards für die Honorarberatung sind jedoch ein Muss.
- Der Wandel der Finanzindustrie ist ein offener Prozess. Auch wenn neue Herausforderungen entstehen werden – die drängendsten Probleme sollten zügig angegangen werden.
- Ein Systemwandel in der Finanzindustrie ist notwendig, um Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen und zu stärken und das Vertrauen in die Finanzindustrie wiederherzustellen.
Die Studie kann hier bezogen werden.