Aufgrund der Komplexität finanzieller Informations- und Entscheidungssituationen haben nicht-professionelle Investoren meist einen hohen Informationsbedarf sowohl bezüglich der Analyse ihrer eigenen wirtschaftlichen und finanziellen Situation heute und in Zukunft als auch hinsichtlich der potenziellen Problemlösungen. Die Mehrheit dürfte aufgrund ihres hohen Informationsbedarfs sowie der geringen Absicherung durch Vermögen besonders auf eine qualitativ hochwertige Exploration, Aufklärung und Empfehlung angewiesen sein. Qualitativ hochwertig bedeutet in diesem Kontext dabei primär, Informationen zu erhalten, die angesichts der verfügbaren Kenntnisse und Erfahrungen (Kompetenzen) und der individuellen Bedarfssituation benötigt werden. In der Praxis sind Beratungssituationen dabei regelmäßig unter anderem durch eine Informations- und Entscheidungsüberlastung des Kunden gekennzeichnet (information overload, choice overload).
Vor diesem Hintergrund sind die Entwicklungen in der digitalen Welt zu analysieren und einzuschätzen. Hilfreich ist dabei, stets auch einen Blick auf die Entwicklung der Digitalisierung in der Finanzwirtschaft zu behalten. Bereits seit den 1990er Jahren und besonders im Retail Banking wurde eine umfassende Digitalisierungsoffensive gestartet: Briefbanken als Nischenanbieter wurden von flächendeckenden Direktbanken oder Online-Banken abgelöst, Filialbanken bieten seither auf der Basis digitaler Datenverarbeitung Selbstbedienungssysteme (Geldausgabe, Überweisungen, Kontoauszüge etc.) an, Online-Broker kaufen und verkaufen scheinbar beratungsfrei Wertpapiere und andere Anlageformen, und privatwirtschaftliche Internet-Börsen erlauben ein weltweites Trading. Der Finanzbereich kann damit als prototypisch für die fortschreitende Digitalisierung der Geschäftsmodelle von Dienstleistungsanbietern gelten, deren Produkte die finanziellen Basis- und Zusatzbedarfe der meisten Bürger unmittelbar und existenziell betreffen oder mittelbar tangieren.
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