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Britische Finanzaufsicht berücksichtigt verstärkt verhaltensökonomische Erkenntnisse

Heute hat die neue britische Finanzaufsicht (FCA) bekannt gegeben, dass sie zukünftig verstärkt verhaltensökonomische Erkenntnisse in ihrer Aufsichtsarbeit berücksichtigen wird. Diese Erkenntnisse sollen die FCA darin unterstützen, besser zu verstehen, warum Verbraucher Fehler im Finanzdienstleistungsmarkt machen, wie Unternehmen auf diese Fehler reagieren, welche Auswirkungen diese auf den Wettbewerb hat und welche Interventionen sich für die FCA anbieten.

Überdies veröffentlichte die FCA zwei Forschungspapiere. Das erste befasst sich mit den Fragen, wie Verbraucher Finanzprodukte wählen und nutzen, und welche Verhaltensrestriktionen (Biases) dazu führen können, dass Unternehmen nicht in der Art und Weise miteinander konkurrieren wie es aus Verbrauchersicht wünschenswert wäre. Das zweite Papier behandelt die Frage, wie Schreiben aussehen sollten, die auf Veranlassung der FCA von Unternehmen an Verbraucher geschickt werden, um bspw. über Widergutmachungsmöglichkeiten zu informieren.

In einer Rede vor der London School of Economics fasste Martin Wheatly, Chef der FCA, die Hauptherausforderungen der Finanzdienstleistungsindustrie zusammen. Hier hebt er u.a. hervor:

  • „Eine der größten Herausforderungen für eine moderne Finanzaufsicht und für die Finanzdienstleistungsindustrie besteht darin zu verstehen, dass wir in einem sehr menschlichen Umfeld agieren. Hierbei handelt es sich um eine sehr fehlbare Welt, die nicht nur aus Rationalität und komplexen Modellen besteht, sondern auch aus Reaktionen, die manchmal falsch sind. Hier ist die Verhaltensökonomik gefordert, uns Erkenntnisse zu liefern.“
  • „Das Konzept des ‚mündigen Verbrauchers’ ist schwer zu verteidigen, wenn unerfahrene Verbraucher höchst komplizierte Finanzprodukte kaufen und wenn die Risiken eines Fehlers weit gravierender sind als die Entscheidung im Supermarkt, ob drei oder eine Banne gekauft wird.“
  • „Ich möchte, dass die FCA ein sehr viel menschlicheren Ansatz in die Finanzaufsicht einbringt – das heißt einen sehr viel pragmatischeren Ansatz.“
  • „Gleichzeitig ist darauf hinzuweisen, dass die Verhaltensökonomik allein kein Garant für eine gute Regulierungspraxis darstellt. Sie stellt daher lediglich eine Komponente der neuen FCA-Identität dar.“

 

Weitere Informationen: http://www.fca.org.uk/news/fca-publishes-occasional-papers-on-behavioural-economics

Die Beiträge sind zu finden unter: http://www.fca.org.uk/your-fca/documents/occasional-papers/occasional-paper-1 und http://www.fca.org.uk/your-fca/documents/occasional-papers/occasional-paper-2

Quelle: FCA