Am 25.10.2023 fand beim Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft der Digitale Salon zum Thema „Aufmerksamkeitsökonomie“ statt. Sven Ohl, Forscher für Aktive Wahrnehmung und Kognition am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin, diskutierte mit Dr. Otmar Lell, Projektmanager bei ConPolicy und Experte für Verbraucherpolitik und Verbraucherrecht über die Mechanismen und Anreizsysteme der heutigen digitalen Welt.
In der Paneldiskussion wurde deutlich, wie komplex, situationsabhängig und leicht beeinflussbar die menschliche Aufmerksamkeit aus Sicht der psychologischen Forschung ist, und wie sich digitale Plattformen dies durch die Gestaltung digitaler Umgebungen im Sinne ihrer Geschäftsmodelle zunutze machen. Die digitale Welt, so Otmar Lell, gleiche einem Supermarkt, in dem Konsum das zentrale Motiv ist. Dieser Supermarkt sei so gestaltet, dass Nutzer*innen permanent beobachtet werden und alle ihre Handlungen aufgezeichnet, analysiert und weitergegeben werden. Gleichzeitig sehe jede und jeder einen anderen Supermarkt, der nach den eigenen persönlichen Vorlieben und Interessen gestaltet ist. Um Werbung und Konsum gehe es auch dann, wenn wir im Internet eigentlich gar nicht konsumieren wollen– nämlich wenn wir Informationen suchen, uns mit Freunden austauschen wollen, Videos ansehen oder Spiele spielen. Bei allen diesen Aktivitäten werden wir angehalten, möglichst lange dabei zu bleiben, damit wir mehr Daten preisgeben und mehr Werbung konsumieren. Die konsumzentrierte Anreizstruktur der heutigen digitalen Welt ist eng mit den Geschäftsmodellen der personalisierten Werbung verbunden.
Die Paneldiskussion zeigte auch Ansätze und Bestrebungen auf, wie in der Architektur der digitalen Welt der Mensch in den Mittelpunkt gestellt werden kann.
Eine Aufzeichnung der Paneldiskussion steht hier zum Abruf bereit.