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Britische Finanzaufsicht stellt Verbraucherschutzprioritäten vor

In einer Rede vor dem britischen Bankenverband stellte der Vorsitzende der britischen Finanzaufsicht (FSA), Adair Turner, am Montag die Prioritäten seiner Organisation im Bereich des Verbraucherschutzes vor.

Turner hob hervor, dass der FSA-Ansatz bis vor wenigen Jahren darin bestand, die Transparenz bei Finanzdienstleistungen zu erhöhen. Dies beinhaltete im wesentlichen Informationspflichten und faire Vertriebsprozesse. Wie sich jedoch zeigte, griff dieser Ansatz zu kurz und zeigte nicht die notwendigen Resultate. Als Gründe hierfür nannte Turner die besonderen Charakteristika von Finanzdienstleistungen: 

  • Finanzdienstleistungen sind Vertrauensgüter - ihre Qualität kann meist erst nach Jahren beurteilt werden.
  • Verbraucher sind im Kauf von Finanzdienstleistungen relativ ungeübt - eine Rentenversicherung oder eine Lebensversicherung wird nur ein bis zwei Mal im Leben abgeschlossen. Daher können Verbraucher nur unzureichend aus ihren Erfahrungen lernen.
  • Es besteht eine große Informationsasymmetrie zwischen Verbrauchern und  Anbietern.
  • Die meisten Finanzdienstleistungen sind komplex - zum Teil werden sogar einfache Produkte kompliziert gemacht, um die Gewinne der Anbieter zu steigern.

Als Konsequenz habe die FSA vor vier Jahren damit begonnen, ihren Ansatz auszuweiten und stärker in die Geschäftspraktiken der Finanzdienstleister zu intervenieren. Als ein Beispiel nannte er eine Untersuchung der Vertriebsprozesse der Finanzdienstleister (Retail Distribution Review). Hier untersuchte die FSA, ob die Vertriebsprozesse bei Finanzdienstleistungen zu verbraucherunfreundlichen Ergebnissen führen. Die FSA untersuchte hierbei nicht lediglich, ob Finanzvermittler zukünftig die Höhe der Provisionen angeben sollten, sondern auch, ob ein provisionsbasierter Finanzvertrieb nicht gänzlich verboten werden sollte. Die Untersuchung hat dazu geführt, dass die provisionsbasierte Finanzberatung ab Januar 2013 in Großbritannien verboten sein wird. Verbraucher können sich dann darauf verlassen, dass unabhängige Finanzvermittler keine Vergütungen von den Finanzdienstleistern erhalten und daher allein das Interesse des Anlegers verfolgen.

Ein solcher Ansatz erfordert neue Instrumente. Diese beinhalten u.a. folgende Maßnahmen:

  • Durch eine horizontale Marktüberwachung werden Risiken für Verbraucher früher identifiziert.
  • Durch eine kritischere Begutachtung der Geschäftsmodelle der Finanzdienstleister kann die FSA besser verstehen, in welchen Geschäftsbereichen und durch welche Geschäftspraktiken Geld verdient wird. Noch in diesem Jahr wird die FSA die internen Anreizstrukturen bei den Finanzdienstleistern dahingehend überprüfen, ob interne Anreize dazu beitragen, dass Verbrauchern Produkte verkauft werden, die ihren Bedürfnisse nicht entsprechen.
  • Durch eine Überprüfung der Produktentwicklungsprozesse bei den Finanzdienstleistern soll sichergestellt werden, dass schädliche Produkte erst gar nicht auf den Markt gelangen.

Lord Turner unterstrich, dass die FSA durch einen solchen Ansatz politischer wird. Vor dem Hintergrund, dass die Zuständigkeit der FSA für den Verbraucherschutz ab 2012 an eine neue Consumer Protection and Markets Authority übergeben wird, appelliert er an alle Stakeholder, eine Debatte darüber zu führen, wie weit das Mandat des Verbraucherschutzes reichen soll.

 

Für weitere Informationen siehe: http://www.fsa.gov.uk/pages/Library/Communication/Speeches/2010/0713_at.shtml und http://www.economist.com/blogs/freeexchange/2010/07/financial_reform

Quelle: FSA, The Economist